Kardiologie Behandlung von Herzerkrankungen
Die Kardiologie beschäftigt sich mit Erkrankungen des Herzens (Reizleitungssystem, Herzkranzgefäße, Herzmuskel, Herzklappen).
In der Kardiologie kommen sowohl nicht-interventionelle Verfahren als auch kathetergestützte interventionelle Verfahren zum Einsatz. Die moderne Ausstattung des Herz- und Gefäßzentrum Klinikverbund Allgäu mit dem ersten Hybridkatheterlabor (Katheterlabor und Operationssaal in einem Raum) im südwestdeutschen Raum in Immenstadt und Kempten ermöglicht die ambulante und stationäre Untersuchung und Behandlung der Patienten mit den innovativsten interventionellen Verfahren.
Allgemeine Diagnoseverfahren in der Kardiologie
Mit der Herz-CT-Untersuchung können verkalkte und nicht verkalkte Auflagerungen in den Herzkranzgefäßen (Plaques) und Engstellen festgestellt werden. Bei diesem Verfahren werden mit Hilfe von Röntgenstrahlen innerhalb weniger Sekunden ca. 200 Schichtaufnahmen durch das Herz mit einer räumlichen Auflösung von bis zu 0,7 mm angefertigt. Da das Herz fast ständig in Bewegung ist, verwenden wir sehr kurze Aufnahmezeiten, um keine störende Unschärfe im Bild zu haben. Durch gleichzeitige Aufnahme von 128 Zeilen muss der Patient nur wenige Sekunden den Atem anhalten, um das ganze Herz zu untersuchen. Hierbei wird die Strahlenexposition so gering wie möglich gehalten.
Die CT-Untersuchung ist eingebettet in eine kardiologische Untersuchung. Nur in der Zusammenschau aller Befunde kann eine Therapieentscheidung getroffen werden. Verkalkungen am Herzen werden ohne Kontrastmittel untersucht. Sollen Herzkranzgefäße sichtbar gemacht werden, so ist Kontrastmittel erforderlich.
Die Echokardiographie ist zusammen mit der Doppler-Echokardiographie die wichtigste nichtinvasive bildgebende Methode in der Kardiologie. Mit ihrer Hilfe können morphologische Veränderungen des Herzens (angeborene oder erworbene Herzfehler) diagnostiziert und funktionelle Informationen bei Störung der Vorhof- und Kammerfunktion, Störung der Herzklappenfunktion usw. gewonnen werden. Mit der transösophagealen Echokardiographie (TEE) können Zusatzinformationen zu morphologischen Veränderungen von Herzklappen (z.B. Bakterienauflagerungen = Vegetationen), Einrissen der aufsteigenden Brustschlagader und zum Vorhandensein von Blutgerinnseln besonders im linken Herzohr gewonnen werden.
Das Ruhe-EKG ist ein unverzichtbarer Bestandteil für die Diagnosestellung bei der Koronaren Herzerkrankung, Kardiomyopathien (Herzmuskelerkrankung), Herzklappenfehlern und besonders bei Herzrhythmusstörungen. Das Belastungs-EKG dient zur Messung der Belastbarkeit von Patienten und der Reaktion des Herz-Kreislaufsystems (Pulsfrequenz, Blutdruck) auf die Belastung. Im Langzeit EKG kann über den Registrierzeitraum der Herzrhythmus und dessen Störungen dokumentiert werden. Hierzu gehören längere Pausen oder Anfälle von schnellem Herzjagen, Extraschläge des Herzens auf Vorhof- und Kammerebene und vor allen Dingen die Aufdeckung von lebensbedrohlichen Kammertachykardien. Die Langzeit-Blutdruckmessung ist notwendig zur Erkennung von Art und Schweregrad einer Bluthochdruckerkrankung sowie zur Überprüfung einer blutdrucksenkenden medikamentösen Therapie.
Die Herzschrittmacher-Kontrolle dient der Überprüfung der Funktion des Schrittmachers und der angeschlossenen Elektroden. Der Funktionszustand der Batterie wird kontrolliert. Die Programmierung des Schrittmachers wird den individuellen Bedürfnissen des Patienten angepasst, falls notwendig werden Änderungen vorgenommen. Dabei sollte der Defibrillator in regelmäßigen mehrmonatigen Abständen nach Absprache mit dem Kardiologen kontrolliert werden. Zweck dieser Untersuchungen ist die Überprüfung des Defibrillators, eine eventuelle Neueinstellung bei Veränderungen des Gesundheitszustands oder die Feststellung des Zeitpunktes, zu dem die Batterie des Defibrillators ausgewechselt werden muss.
Die Kernspintomografie ist nicht von Strahlenexposition belastet, sie ist für eine direkte Darstellung der Herzkranzgefäße aber weniger geeignet als das Herz-CT. Das Herz-MRT liefert dagegen einzigartige Information über die Funktion, die Pumpleistung und den Durchblutungszustand des Herzens und kann große Gefäße (Hauptschlagader, Halsschlagader, Nieren-/Beinarterien) in hervorragender Qualität darstellen.
Hierzu muss der Körper in eine Röhre mit einem sehr starken Magnetfeld gebracht werden. Über Spulen werden winzige Messströme aufgezeichnet, die in komplizierten Rechenschritten zu Bildern verarbeitet werden. Ausgeklügelte Verfahren erlauben es, bestimmte Gewebe des Körpers besonders zu betonen. Genauer als mit Ultraschall lässt sich die Größe der Herzkammern, die Dicke der Herzwände und der Fluss der Lungen- und Hauptschlagader bestimmen. Mit bis zu 40 Aufnahmen während eines Herzzyklus lässt sich das Bewegungsmuster des Herzens beurteilen (nach Gabe eines Kontrastmittels über die Armvene). Vor allem für Nachfolgeuntersuchungen bei Herzschwäche, erhöhtem Blutdruck und der koronaren Herzkrankheit sind dies entscheidende Vorteile.
Medikamentöse Therapie in der Kardiologie
- konservative, medikamentöse Behandlung der koronaren Herzerkrankung zur möglichen Verhinderung des Fortschreitens der Krankheit und Dämpfung von deren die Auswirkungen auf das Herz
- konservative, medikamentöse Behandlung von ischämischer und nicht-ischämischer Herzinsuffizienz sowie von Herzrhythmusstörungen
Interventionelle Verfahren der Kardiologie
Bei einer Herzkatheter-Untersuchung werden Herz und Herzkranzgefäße (Koronararterien) mit Hilfe des Röntgenverfahrens untersucht. Dabei wird vom Arm oder der Leiste ausgehend ein winziger Kunststoffschlauch über die Arterie bis in die linke Herzkammer vorgeschoben und ein Kontrastmittel für die Röntgendarstellung eingebracht. Die Herzkrankgefäße und die Tätigkeit der Herzklappen lassen sich so bildlich darstellen, und der Herzspezialist kann eventuelle Engstellen erkennen und gegebenenfalls beseitigen.
Die perkutane transluminale coronare Angioplastie (PTCA) ist ein Verfahren zur Erweiterung verengter Herzkranzgefäße (Koronararterien). Dabei wird ein Ballonkatheter an die Engstelle im Gefäß gebracht. Ein Ballonkatheter ist ein dünner, biegsamer Kunststoffschlauch, an dessen Ende sich ein aufblasbarer Ballon befindet. Für den Einbau einer Gefäßstütze (Stent) ist kein großer chirurgischer Eingriff nötig, ein Stich in die Leisten- oder Handgelenksarterie genügt. Von dort wird der Stent mit einem feinen Draht zu der durch den Ballon erweiterten Engstelle im Blutgefäß geschoben. Er hilft, eine erneute Wiedereinengung der Arterie zu verhindern.
Die aktuelle Entwicklung bewegt sich in Richtung auflösbarer Koronarstents. Das Herz- und Gefäßzentrum begleitet diese Entwicklung wissenschaftlich.
Bei sogenannten Intermediärstenosen, das heißt für die Durchblutung des Herzmuskels grenzwertig bedeutsame Engstellen der Herzkranzgefäße, ist zur Ischämiediagnostik (Beurteilung der entsprechenden Relevanz der Stenose) die Druckdrahtmessung im Rahmen der Herzkatheteruntersuchung der Goldstandard. Dabei wird über einen Druckdraht ein Druckgefälle zwischen dem Gefäßabschnitt vor und hinter der Stenose unter maximaler Gefäßweitstellung gemessen. Zeigt sich dabei eine hämodynamisch relevante Stenose, kann diese sofort über den Druckdraht mit einer Ballondilatation und/oder Stentimplantation behandelt werden.
Hier wird über ein katheterbasiertes Verfahren eine neue Herzklappe (Aortenklappe) durch die Leiste bis an die vorgesehene Position im Herzen geschoben. Diese biologische Herzklappe (Schwein oder Rind) sitzt auf einem Stent, der nach Aufdehnung der verengten Aortenklappe über dieser entfaltet wird. Die neue Herzklappe sitzt dann in dem entfalteten Stent wieder an der ursprünglichen Klappenposition.
Neuerdings werden unklare Einschränkungen der Herzfunktion durch sogenannte Herzmuskelbiopsien weiter untersucht. Dabei werden dem Herzmuskel aus der Spitze der rechten Herzkammer kleine Proben entnommen, die differenzierte feingewebliche und molekularbiologische Untersuchungen ermöglichen. Besonders bedeutsam ist dabei die Diagnose einer chronischen Virusinfektion des Herzens, weil dann über antivirale Behandlungen, z.B. mit b-Interferon 1B, nachgedacht werden kann.
Der Herzschrittmacher kann verschiedenartige Störungen im elektrischen Leitsystem des Herzens beheben, in dem er bei einer Verlangsamung des Herzrhythmus oder bei vorübergehendem Stillstand einen elektrischen Impuls abgibt. Dieser bringt den Herzmuskel zum Schlagen und damit wieder in den richtigen Takt. Ein Defibrillator ist eine Art Herzschrittmacher, der Tachykardien aus den Herzkammern einschließlich Kammerflimmern beenden kann. Dies erfolgt über eine schnelle Impulsabgabe an die Herzkammern oder - falls notwendig - auch durch einen Elektroschock.
Eine verbleibende schlitzförmige Öffnung zwischen den Vorhöfen des Herzens (PFO = persistierendes Foramen ovale) kann eine mögliche Ursache für einen Schlaganfall sein. Ist eine aus diesem Grund erforderliche dauerhafte Blutverdünnung (orale Antikoagulation z. B. mit Marcumar) nicht möglich oder erwünscht, kann das PFO mit einer Art Schirmchen (PFO-Occluder) im Herzkatheterlabor verschlossen werden.
Dieses Verfahren kann auch zum Verschluss eines Vorhofseptumdefektes (ASD) durchgeführt werden, der unbehandelt zu einer Rechtsherzschwäche mit daraus resultierender Ruhe- und Belastungsluftnot führen kann.
Bisher stellte die Operation der Mitralklappe das Standardverfahren dar. Für eine Vielzahl von Patienten mit Mitralklappeninsuffizienz jedoch kommt aufgrund schwerer Begleiterkrankungen, hohen Alters oder einer hochgradigen Einschränkung der Pumpfunktion des Herzens und des damit verbundenen hohen Operationsrisikos eine Operation nicht in Betracht. Seit bereits 2008 stellt nun die kathetergestütze Mitralklappenrekonstruktion mittels MitraClip® (Abbott Vascular) ein minimal-invasives Verfahren dar, das es ermöglicht ohne Operation die Undichtigkeit der Mitralklappe (Mitralklappeninsuffizienz) zu reduzieren. Eine Eröffnung des Brustkorbes ist bei diesem Eingriff nicht notwendig.
Herzkatheteruntersuchungen können im Herz- und Gefäßzentrum Klinikverbund Allgäu auch stationär durchgeführt werden. Für eine stationäre Herzkatheteruntersuchung wird man sich im Gespräch mit dem Patienten dann entscheiden, wenn durch Begleiterkrankungen z.B. der Niere oder der Lunge ein besonders hohes Risiko für Komplikationen der Herzkatheteruntersuchung vorliegt.